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Das Planetenparty Prinzip

ist ein österreichisches Performancekollektiv, das seit seiner Gründung 2015 kontinuierlich Theaterstücke, multimediale Performances und Spielformate entwickelt.

Die Arbeiten des Kollektivs, so unterschiedlich sie sind, teilen den Ansatz, gesellschaftliche Systeme zu erforschen, zu sezieren und sie theatral wieder zusammenzusetzen, dabei formale und ästhetische Wagnisse einzugehen und sich voller Neugier, Konsequenz und, nicht zuletzt, Humor auf Neues einzulassen. Neben Stückentwicklungen ist die Gruppe auf immersive und interaktive Formate und Theater-Games spezialisiert und wurde damit zu Festivals wie Steirischer Herbst, Schäxpir, Starke Stücke, La Strada, newsOFFStyria etc. eingeladen. 2021 erhielt die Gruppe den STELLA-Sonderpreis des Vorstands der Assitej Austria. Die Mitglieder der Gruppe leben in Graz und Wien.

English

Das Planetenparty Prinzip is an Austrian performance collective that has been continuously developing theater pieces, multimedia performances and play formats since it was founded in 2015. The collective’s works, as diverse as they are, share the approach of exploring and dissecting social systems and reassembling them theatrically, taking formal and aesthetic risks and engaging with new things full of curiosity, consistency and, last but not least, humor. In addition to developing plays, the group specializes in immersive and interactive formats and theater games and has been invited to festivals such as Steirischer Herbst, Schäxpir, Starke Stücke, La Strada, newsOFFStyria, etc. In 2021, the group received the STELLA special prize from the board of Assitej Austria. The members of the group live in Graz and Vienna.

Alexander Benke

Seit 2012 als freier Theaterschaffender mit Lebensmittelpunkt in Graz tätig. Studium der Psychologie, Germanistik und Philosophie. Arbeiten in den Bereichen Regie, Konzeptarbeit, Schauspiel, Musik und Dramaturgie. Seit 2015 Gründungsmitglied des Grazer Performance Kollektivs “Das Planetenparty Prinzip”. Seit 2016 spezifischer Fokus auf Theatergames und interaktive Theaterformen, Abhaltung unterschiedlicher Workshops und Vorträge in diesem Bereich.
2020 absolvierte er den Theaterpädagogik Lehrgang des LAUT-Steiermark. Tätig in den Bereichen Dramaturgie, Coaching und Theaterpädagogik. Seit 2020 vermehrt im Bereich Online-Performances und Digitales Theater aktiv. Darsteller in Kurzfilmen und Werbespots.

Leonie Bramberger

Leonie Bramberger arbeitet vorwiegend in den Bereichen Bühnenbild, Animationsfilm und Performance. Seit 2015 ist sie als Gründungsmitglied im Performance Kollektiv Das Planetenparty Prinzip aktiv. Im MA Spiel und Objekt an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst-Busch Berlin erweiterte sie ihre Praxis mit einem Fokus auf neue Technologien in theatralen Umgebungen. Derzeit studiert sie Bildende Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Animationsfilme wurden auf diversen Festivals  (u.a. Diagonale, ITFS, BAAF, Tricky Women) gezeigt. 2021 wurde sie für das Bühnenbild „Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse“ am Grazer Next Liberty für den STELLA21-Darstellender Kunstpreis für junges Publikum nominiert. 

Victoria Fux

Victoria Fux ist freischaffende Regisseurin, Performerin und Produzentin. Seit 2006 ist sie selbständig als Künstlerin in Graz und Wien in der freien Szene tätig. Sie ist Mitbegründerin des Kollektivs Das Planetenparty Prinzip.  2016 erhielt sie das Kunstraum Steiermark Stipendium des Landes Steiermark. Seit 2019 kuratiert sie das Programm der Kunstsparte-Performance im Forum Stadtpark Graz. Seit 2024 ist sie Mitbegründerin des Künstlerinnen Kollektivs Horvath/Fux. Ihre künstlerischen Arbeiten lassen sich im  Theater-Tanz-und Performance Bereich einordnen. Im Zentrum steht die Verortung des menschlichen Körpers in Bezug zu einem gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen System. Immer auf der Suche nach den Inhalten entsprechenden innovativen, theatralen Ausdrucksweisen, arbeitet sie gerne mit interdisziplinären Künstlerinnen und Expertinnen aus unterschiedlichen Bereichen (Kunst, Sport, Wissenschaft…) zusammen.

Nora Köhler

Nora Köhler ist als Performerin, Regisseurin, Theatermacherin und Musikerin aktiv. Sie schloss 2016 ihr Studium in Linguistik an der KF Universität Graz ab. Seit 2020 studiert sie Performative Kunst an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seit 2015 entwickelt sie als Gründungsmitglied des Kollektivs Das Planetenparty Prinzip multimediale Performances und Theaterstücke. 2023 gründete sie das interdisziplinäre Satireprojekt KRA. 2020 führte sie das Artist in Residence Stipendium des Landes Steiermark für 2 Monate nach Sarajevo. 2024 war sie Teil des Internationalen Forums beim Theatertreffen in Berlin. Nora Köhlers künstlerische Praxis beinhaltet oft interdisziplinäre Ansätze, die die Schnittstellen zwischen Theater, Performance, Musik und Bildender Kunst erforschen und zeichnet sich durch einen experimentellen Umgang mit Formaten wie Doku-Fiction und Musik-Performances aus. Oft nutzt sie satirische Zugänge zu politischen Themen und arbeitet in internationalen Kollaborationen.

Moritz Ostanek

Seit 2007 als Schauspieler in diversen Theater- (u. a. Das heilige Kind – Theater am Ortweinplatz, Moby Dick – Theaterfabrik Weiz, Die besseren Wälder – Vorarlberger Landestheater, Der Frackzwang – Das Planetenparty Prinzip) und Filmproduktionen (u. a. SOKO Donau, Traumurlaub, Mobbfer) tätig. STELLA-Darstellende Kunst Preis für herausragende Produktion für Das heilige Kind (2010), Moby Dick (2014) und Das Part of the Game-Game (2016).

Miriam Schmid

Miriam Schmid ist als freischaffende Performerin, Regisseurin und Theatermacherin in Graz und Wien tätig. 2014 gewann sie den Kabarettwettbewerb Grazer Kleinkunstvogel und war 2015 Mitbegründerin von Das Planetenparty Prinzip. Sie wurde mit dem Start-Stipendium für Darstellende Kunst des BMKÖS im Jahr 2020 ausgezeichnet. Nach der Kuratierung der Performance Sparte leitet sie seit 2021 den spartenübergreifenden Kunstverein Forum Stadtpark gemeinsam mit Robin Klengel und Markus Gönitzer. 2024 erhielt sie das Artist in Residence Stipendium des Landes Steiermark und arbeitete zwei Monate in Tirana. Ihr künstlerischer Schwerpunkt liegt in der Entwicklung von Performances (live oder Video), die meist auf humorvolle Weise die Grenzen von Realität und Fiktion ausloten.

Alexandra Schmidt

Alexandra Schmidt schloss 2024 ihr Schauspielstudium am Max Reinhardt Seminar ab. 2015 war sie Mitbegründerin des Performance Kollektivs Das Planetenparty Prinzip, wo sie als Performerin arbeitet und mit dem Stück „Doomsday“ ihr Regiedebüt feierte. Seit 2013 ist sie sowohl auf der Bühne (u.a. “Audienz” Wortwiege Festival Wr. Neustadt / “Die gefesslte Phantasie” Burgtheater / “Einen Jux will er sich machen” Festspiele Reichenau), als auch in Film- und Fernsehproduktionen ( u.a. “MeWe”, “Cornetto im Gras“, “Soko Donau”) als Schauspielerin tätig. 2022 wurde sie für ihre Darbietung in “Brise” beim Max Ophüls Film Festival als beste Nachwuchsschauspielerin nominiert.

Alexandra Schmidt graduated from the Max Reinhardt Seminar with a degree in acting in 2024. In 2015, she co-founded the performance collective Das Planetenparty Prinzip, where she worked as a performer and made her directorial debut with the play „Doomsday.“ Since 2013, she has been active as an actress both on stage (including performances in „Audienz“ at the Wortwiege Festival Wr. Neustadt, „Die gefesselte Phantasie“ at the Burgtheater, and „Einen Jux will er sich machen“ at the Reichenau Festival) and in film and television productions (such as „MeWe,“ „Cornetto im Gras,“ and „Soko Donau“). In 2022, she was nominated for Best Young Actress at the Max Ophüls Film Festival for her performance in „Brise.“

David Valentek

Seit 2007 ist David Valentek in Theater- und Filmproduktionen als Schauspieler tätig. Entwickelt ab 2015 als Gründungsmitglied des Performancekollektivs Planetenparty Prinzip Performances und Gaming Formate. 2018 macht er sich selbständig als freischaffender Schauspieler, Regisseur und Produzent. Neben Schauspielrollen an verschiedenen Theatern, ist er auch als Drehbuchautor an der Entwicklung von Kurzfilmen, Musikvideos und Kinospots beteiligt. Regiearbeiten in Eigenproduktionen und Auftragsarbeiten für Institutionen. Mitglied der Theaterfabrik Weiz, für die er als Regisseur tätig ist. Theaterpädagoge am Theater am Ortweinplatz, Zauberlehrer an der Cirkusschule Graz.

Since 2007, David Valentek has been active as an actor in theater and film productions. Starting in 2015, he developed performances and gaming formats as a founding member of the performance collective Planetenparty Prinzip. In 2018, he became self-employed as a freelance actor, director, and producer. In addition to acting roles at various theaters, he is also involved in the development of short films, music videos, and cinema spots as a screenwriter. He directs his own productions and commissioned works for institutions. He is a member of the Theaterfabrik Weiz, where he works as a director. He is also a theater educator at Theater am Ortweinplatz and a magic teacher at the Cirkusschule Graz.

Nora Winkler

Nora Winkler ist freischaffende Theatermacherin, Schauspielerin und Sängerin in Graz und Wien. Sie ist Mitbegründerin der Theaterkollektive Bum Bum Pieces und Das Planetenparty Prinzip, mit denen sie regelmäßig Stücke und Spielformate entwickelt. Als Schauspielerin war sie außerdem u.a. am Tiroler Landestheater, Landestheater Niederösterreich, Vorarlberger Landestheater, Next Liberty, TaO! Theater am Ortweinplatz und am Mezzanin Theater tätig.Mit dem Creative Europe Projekt „I Will Be Everything“, initiert von der britischen Theaterkompanie NIE – New International Encounter, tourte sie durch Europa. Sie absolvierte ein Lehramtsstudium sowie eine Ausbildung zur Theaterpädagogin. Seit 2017 ist sie Sängerin der Band Binder&Krieglstein. Ihre Arbeiten wurden mehrfach für den STELLA Darstellender Kunst Preis für junges Publikum nominiert und ausgezeichnet, 2023 erhielt sie den Günther-Rühle-Preis für herausragende schauspielerische Leistungen.

Nora Winkler is a freelance theater maker, actress and singer in Graz and Vienna. She is co-founder of the theater collectives Bum Bum Pieces and Das Planetenparty Prinzip, with whom she regularly develops plays and performance formats. She has also worked as an actress at the Tiroler Landestheater, Landestheater Niederösterreich, Vorarlberger Landestheater, Next Liberty, TaO! Theater am Ortweinplatz and the Mezzanin Theater, and toured Europe with the Creative Europe project „I Will Be Everything“, initiated by the British theater company NIE – New International Encounter. She studied to become a teacher and trained as a theater educator. She has been a singer in the band Binder&Krieglstein since 2017. Her work has been nominated and awarded several times for the STELLA Performing Arts Prize for Young Audiences, and in 2023 she received the Günther Rühle Prize for outstanding acting achievements.

Ernsthaft, es ist nur ein Spiel

Christoph Hartner über das Planetenparty Prinzip (März 2024)

Mit einer Simulation des Lebens hat alles angefangen: „Bitte spiel mich!“ nannte sich im Jahr 2015 die erste Produktion des Planetenparty Prinzip. Die Mitglieder des Grazer Performancekollektivs, die seit ihren Jugendtheatertagen im TaO! Graz und der Theaterfabrik Weiz gemeinsam auf der Bühne stehen, ließen sich darin vom Publikum steuern wie die Figuren eines Computerspiels. Es war das erste Mal, dass die Planeten die Grenzen zwischen realer und virtueller Sphäre verwischt haben. Und es sollte nicht das letzte Mal sein, dass sie auf den Brettern, die die Welt bedeuten, eine Simulation abgespult haben, die ernsthaftes über unser Leben zu sagen hat.

Schon mit ihrer zweiten Produktion – „Das Part of the Game Game“ – gelang ihnen ein ganz großer Wurf. Rund um das Thema Korruption bauten sie im Theater am Ortweinplatz ein interaktives Theaterlabyrinth, bei dem die Zuseher zu Mitspieler wurden. An unzähligen Stationen traten sie in einem Kampf um den finanziellen Triumph gegeneinander an. Jeder gegen jeden – ernsthaft, es ist nur ein Spiel.

Diese mit dem Stella-Award ausgezeichnete Produktion, wurde zu einer Art Blaupause für weitere Produktionen, mit denen die Planeten, gesellschaftliche Prozesse nicht nur zeigen, sondern das Publikum involvieren und es dazu bringen, selbst zu den Themen Stellung zu beziehen. In „The Spaze Maze Game“ etwa ließ man das Publikum in ein Labyrinth der Generationenkonflikte eintauchen und in „Putsch“ (2023) lotete man inmitten eines laufenden Bürobetriebs unser Verhältnis zur Arbeit aus.

Für diese gigantischen Theaterspiele wird geklotzt nicht gekleckert: Zig Darsteller sind involviert, Apps werden programmiert und die Planten stehen als Spielleiter an neuralgischen Stellen des Netzwerks und ziehen an den roten Fäden. Das Besondere an diesen Produktionen: Alle Besucher bewegen sich durch den gleichen Theaterraum, kommen an die gleichen Stationen, erleben die gleichen Figuren. Und doch hat am Ende jede*r ihr/sein eigenes Stück gesehen, war ihre/seine eigene Hauptfigur, ihr/sein eigener Autor. 

Doch auch abseits dieser interaktiven Großproduktionen überzeugen die Planeten schon seit Jahren mit smarten Stücken und Performances, in denen sie sich an den brisantesten Problemen und Dilemmas der Gegenwart abarbeiten. Das Besondere an dieser „kleinen“ Form (die man nur im Vergleich zu den gigantischen Materialschlachten der Großprojekte als „klein“ bezeichnen kann) ist nicht nur die thematische und ästhetische Fokussierung innerhalb eines eher klassischen Bühnensettings, sondern auch die personelle Fokussierung auf einzelne Mitglieder des Kollektivs. In immer neuen Konstellationen finden sie sich zu immer neuen Sternenbildern zusammen, die doch alle in der gleichen Galaxie beheimatet sind: eine Galaxie in der das Ernsthafte und das Spielerische, die Wahrheit und die Fantasie, keine Gegensätze sind, sondern sich stets auf spannende Weise gegenseitig bedingen und bereichern.  

In der „Bürgerkriegs-Trilogie“ etwa erzählen sie mit brutaler Kreativität von der Verhärtung der Gesellschaft – von den Menschen, die sich heimlich im Keller mit Waffen gegen die diffusen Krisen der Welt rüsten („Aufrüsten“, 2016), über die Neuen Rechten, die das gesellschaftliche Schlachtfeld vom Keller ins Netz verschoben haben („Aufwachen“, 2018) bis hin zum wieder aufkeimenden Reiz der Uniformität, die sogar bereit ist, die Bretter, die die Welt bedeuten, zu Zäunen umzubauen („Aufmarschieren“, 2022). 

In „Buy Buy Baby“ (2018) führen sie den ewigen Kreislauf des Konsums ad absurdum. Am Höhepunkt der Corona-Pandemie locken sie das Publikum vor einen virtuellen „Hamsterkäfig“ (2021), in „Doomsday“ (2021) machen die Planeten sich auf die Suche nach dem perfekten Song für den Weltuntergang, in „Rausch“ (2022) erforschen sie die Männlichkeit als kunstvollen Balanceakt. Für „Am Galgen“ (2022) tauchen sie tief in die steirische Geschichte ab und stellen die Ignoranz der Vergangenheit bildgewaltig an den Pranger. In „*Glugs*“ (2022) bringen Sie das Publikum dazu, ihr eigenes Bauchgefühl zu hinterfragen und zuletzt in „Who wants to be the mum?“ (2023) simulieren sie einen Familienalltag, der zugleich alte Normen hinterfragt und das Ringen mit den eigenen Erwartungen an ein Konzept wie Familie sichtbar macht.

Sehr oft interpretieren die Planeten dabei das Theater als Simulation des Lebens: Sie spielen nicht nur für, sondern mit ihrem Publikum. Sie bringen nicht nur heikle gesellschaftspolitische Themen auf die Bühne, sondern spielen immer auch mit dem Faktum, dass Theater nun mal ein Spiel ist. Damit schaffen die Planeten den seltenen Spagat, eine Form von Theater und Performance zu machen, die einerseits alle Mittel dieser Kunst nutzt, um dem Publikum ein intellektuelles wie sinnliches Vergnügen zu bieten, und andererseits eben diese Mittel auf einer Meta-Ebene stets auch immer kritisch hinterfragt und kommentiert. Der multiple Blick auf jedes Thema, auf jede Geschichte, den das Theater nun mal mit sich bringt – die Planeten haben ihn erfolgreich zu einem der wichtigsten Bestandteile ihrer Arbeit gemacht.

Ernsthaft, es ist zwar nur ein Spiel. Aber es ist halt immer auch so viel mehr.